Hier stehen Texte, wie "Offenbarungen", Hymnen, Meinungen usw. zum nachdenken und verstehen.
Die Göttin spricht (von Z.E. Budapest)
Die Gemeinde der Göttin
(Es handelt sich hier um einen interressanten Text, er so in vielen Traditionen der Hexenkunst auftaucht, weil er unser Verstännis der Göttin so hervorragen zeigt. ie sprache wurde von STARHAWK modernisiert. Über das Alter des eigentlichen Textes ist nichts bekannt. Er kann 20, 30 oer schon tausende von Jahren alt sein.)
Höret die Worte der großen Mutter, die einst Artemis, Astarte, Dione, Melusine,
Aphrodite, Ceridwen, Diana, Arionrhod und Brigid genannt ward
und viele andere Namen trug:
Wann immer ihr etwas begehrt, sollt ihr euch einmal im Monat, am besten bei Vollmond,
an einem geheimen Ort zusammenfinden und meinen Geist anbeten, die ich die Königin aller Weisheit bin. Ihr sollt frei sein von Sklaverei und als Zeichen, dass ihr frei sei, sollt ihr eure Riten nackt vollziehen. Singt, feiert, tanzt, musiziert und liebt euch in meiner Gegenwart, denn mein Gesetz ist die Liebe zu allen Geschöpfen. Mein ist das Geheimnis, welches öffnet das Tor der Jugend; und mein ist der Becher mit dem Wein des Lebens, der Kelch der Ceridwen, welcher ist der Heilige Gral der Unsterblichkeit. Ich schenke das Wissen des ewigen Geistes und jenseits des Todes gebe ich Frieden und Freiheit und vereine euch wieder mit denen, die vor euch gegengen sind. Auch verlange ich keine Opfer um meinetwillen, denn seht, ich bin die Mutter aller Dinge und meine Liebe ergießt sich über die Erde.
Und dies sind die Worte der Sternengöttin, an deren Füßen himmlischer Staub haftet und deren Leib das Universum umkreist:
Ich, die ich die Schönheit der grünen Erde bin und die weiße Mondin unter den Sternen und das Mysterium der Wasser, ich rufe eure Seelen, sich zu erheben und zu mir zu kommen. Denn ich bin die Seele der Natur, die das Universum lebendig macht. Aus mir gehen alle Dinge hervor und zu mir müssen sie zurück kehren. Ehret mich mit fröhlichem Herzen, denn seht, alle Akte der Liebe und der Freude sin meine Rituale. Lasst in euch walten Schönheit und Stärke, Kraft und Leidenschaft, Ehre und Demut, Heiterkeit und Ehrfurcht. Und ihr, die ihr mich erkennen wollt wisset, dass dass euer Suchen und Sehnen euch nicht helfen wird, es sei denn ihr kennt das Mysterium: denn wenn ihr das, was ihr sucht, nicht in euch selbst findet, werdet ihr es auch niemals außer euch finden. Denn seht, ich bin bei euch gewesen von anbeginn, und ich bin es, zu er ihr am Ende eurer Sehnsucht gelangt.
Starhawks Text zu den Ereignissen des 11. Septembers 2001
Bewahre die Vision 14. September 2001
Die Welt hat sich verändert in der vergangenen Woche. Ein Akt der Gewalt und des Schreckens hat Tausende das Leben gekostet und all unsere Pläne und Erwartungen in die Zukunft zerstört. Wir, die wir für globale Gerechtigkeit gearbeitet haben, sehen uns einer einer ungeheuren Herausforderung gegenüber.
Seit Seattle haben wir ungeachtet der dauernd zunehmenden Polizeigewalt und den Versuchen der Medien, uns als gewalttätige Verbrecher abzustempeln, eine Bewegung aufgebaut und erhalten. Genua hat uns nicht eingeschüchtert, und die Begeisterung für die Demonstrationen in Washington DC Ende des Monats hat stetig zugenommen. Die öffentliche Meinung hat sich verändert und das ganze Gefüge der Herrschaft der Konzerne hat an Glaubwürdigkeit verloren. Die terroristischen Angriffe vom letztem Dienstag könnten all unsere Arbeit unterminieren, wenigstens kurzzeitig. Sie sind eine perfekte Entschuldigung für die Staaten, um ihre Unterdrückung zu verstärken, die Bürgerrechte einzuschränken und JedeN, die/der sich gegen blinde Vergeltung ausspricht, zu dämonisieren.
Die Stimmung im Land ist außerordentlich schlecht.
Die Leute sind verängstigt. Sie sind ärgerlich. Ihr Empfinden von Stärke und Unverwundbarkeit ist schwer erschüttert worden, und das sind sie in den Staaten nicht gewöhnt. Sie ergreifen alles, was ihr Gefühl, dass sie Kontrolle über ihr Leben haben, wiederherstellen kann, und in einer gewalttätigen Gesellschaft heißt das Bestrafung, Rache und Krieg. Und viele von uns AktivistInnen sind auch verängstigt. Ich weiß wie leicht ich jetzt gerade in Angst und Verzweiflung versinken kann. Ich habe Angst vor der möglichen Einschränkung meiner Freiheit, Angst davor, dass ich selbst Ziel sein könnte, Angst vor dem Verlust unserer Freiheit, ja, auch Angst, vor weiteren Angriffen. Aber am meisten habe ich Angst um die Bewegung, von der ich glaube, dass sie entscheidend für das Überleben unserer Spezies ist. Trotz allem glaube ich auch, dass die augenblickliche Krise eine großartige Gelegenheit sein kann, wenn wir nur wissen wie wir damit umgehen. Ungewöhnliche Zeiten bewirken ungewöhnliche Neuanfänge und Möglichkeiten. Unsere gewöhnlichen Lebensmuster und Denkweisen sind gründlich erschüttert. Wenn alte Strukturen zerstört sind, kann etwas Neues entstehen.
Um dies zu tun, müssen wir zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen finden. Wir müssen unsere Ängste annehmen, dürfen aber nicht aus Furcht handeln. Furcht führt zu schlechten Entscheidungen und eingeschränkter Sicht, und das genau in dem Augenblick, wo wir besonders klar sehen müssen. "Hold on, hold on, hold the vision that's being born (Bewahre die Vision, die grade geboren wurde)," sang unsere Gruppe in Quebec City. Vielleicht sieht die radikalste Handlungsweise in dieser Zeit ja so aus, dass wir uns von unserer Vision leiten lassen, nicht von unserer Furcht, und dass wir an die Verwirklichung dieser Vision glauben. Jede Macht in unserer Nähe will uns dazu bringen auseinander zu gehen, uns zu isolieren, uns zurückzuziehen. Stattdessen müssen wir vorwärtsgehen, aber auf eine andere Weise als bisher. Es ist unsere Aufgabe den Sprung ins Unbekannte zu wagen. Als Bewegung hat man uns oft dafür kritisiert, dass uns eine klare Vision von der Welt, die wir wollen, fehlt. Ich denke wir haben eine Vision, und sie ist sehr vielgestaltig und lehnt uniforme, dogmatische Formulierungen ab. Aber all ihre vielfältigen Formen stehen auf einem klaren, gemeinsamen Boden: wir möchten eine Welt mit Freiheit und Gerechtigkeit für alle. Das hört sich durch und durch patriotisch an, aber die Auswirkungen dieses Satzes sind revolutionär. Wir wollen eine Welt, in der niemand Gewalt ertragen muss, Gewalt als elementare Verletzung der Freiheit. In diesen Tagen sind viele Stimmen zu hören, die versuchen die Menschen mit den Begriffen Furcht, Ärger, Schuldzuweisung zu mobilisieren. Wie Radikale versuchten Menschen mit den Worten Schuld oder Scham zu mobilisieren. Dies ist der Augenblick, um unsere Methoden, Strategien und Taktiken neu zu erfinden, an die Möglichkeit zu glauben Menschen dazu zu bringen aus Hoffnung zu handeln und im Dienst dessen, was sie lieben. Wie würde das aussehen? Es würde bedeuten die Welt, die wir schaffen wollen, in unserer eigenen Bewegung und in unseren Handlungen zu verwirklichen.
Zeiten der Trauer und Angst können unsere Bindungen stärken. In unserer Bewegung brauchen wir einander jetzt mehr als je zuvor, und wir müssen einander gut behandeln, einander pflegen und füreinander sorgen und Stütze füreinander sein, sodass wir zu der Gemeinschaft werden, die wir uns vorstellen. Unsere Solidarität muss tiefer gehen als je zuvor. Solidarität bedeutet einander in Achtung zuzuhören und willens zu sein auch Menschen zu schützen und zu unterstützen, mit denen wir vielleicht auf vielen Ebenen uneins sind, oder die uns schlicht ärgern. Solidarität bedeutet unsere Praxis von direkter Demokratie zu stärken, wie auch unsere Offenheit und Kommunikation miteinander, unsere Bereitschaft alle an einem Tisch zusammenzubringen und allen eine Stimme in dem Beratungsprozess zu geben, die von einer daraus resultierenden Entscheidung betroffen sind. Das heißt, wir müssen aufhören uns untereinander zu streiten und einander zu manipulieren und müssen einander Offenheit und Vertrauen entgegenbringen. Das ist nicht einfach. Aber in einem Augenblick, da die gewohnten Lebensmuster um uns herum zerschlagen sind, mag es leichter sein unsere eigenen Verhaltensmuster zu ändern. Perspektiven verändern sich, und die Themen, die in der Woche zuvor noch so wichtig zu sein schienen, erscheinen jetzt bedeutungslos. Wie würde sich das auf unsere Taktik in Washington DC in zwei Wochen auswirken? zunächst müssen wir bewusst unsere Vorstellungen ablegen, ob sie nun beinhalten, dass Konfrontation immer die stärkste Handlungsweise darstellt, oder dass Gewaltfreiheit immer die moralischste Art zu handeln ist, oder dass wir immer die Strategie der "direct action" für uns wählen, oder dass ein Marsch und eine Versammlung mit Sprechern die bestmögliche Form von politischem Handeln bedeuten. Wir müssen uns fragen, welche Vorgehensweise am sinnvollsten und am visionärsten ist. Mir wäre es recht, wenn alles was wir tun, einen Prozess der Diskussion und der Bildung unsere Visionen alternative Lebensformen betreffend beinhaltete. Und ich würde gerne über Wege nachdenken wie wir das aus unseren eigenen Gruppen heraus und in die größere Gemeinschaft hineintragen können und Stimmen aus dieser größeren Gemeinschaft hereinbringen, die von ihren Problemen und Sorgen sprechen. Das könnte eine Beratung sein, ein Lehren oder Lernen, wo wir in die Gemeinschaft gehen und Menschen fragen wie die Probleme der Macht und der Ungleichheit ihr Leben beeinflussen oder welche Visionen sie von der Welt, die sie wollen, haben. Zu einer Zeit der Angst und Verzweiflung könnte es eine starke Form des Handelns sein die Menschen dazu aufzufordern über ihre Visionen nachzudenken. Ich denke auch, dass es sowohl symbolisch als auch politisch wichtig ist, dass wir in irgendeiner Form stark und sichtbar auf den Strassen präsent sind, dass wir nicht freiwillig den einen politischen Platz aufgeben, auf dem es uns gelungen ist eine bedeutende Wirkung zu haben. Aber ich denke auch, dass es wichtig ist, dass das, was wir auf den Strassen tun,dem Augenblick angemessen ist. Eine Klage-Prozession, eine Mahnwache oder ein Heilungsritual würde gerade jetzt Sinn machen: eine Standard-Demo mit Slogans und Spruchbändern wäre eine Beleidigung. Aber es ist schwer vorauszusagen wie die Stimmung oder Situation im Land in 2 Wochen aussehen wird. Es könnte sein, dass wir wirklich einem Krieg entgegengehen, und ein langer Marsch könnte als kraftvolle Aussage gebraucht werden. "direct action" ist ein machtvolles Werkzeug, aber wie eine Kettensäge ist es nicht das Werkzeug ,das Du in jeder Situation verwenden kannst. "direct action" stellt eine Frage in den Brennpunkt des Interesses, kann direkt auf eine unrechte Gruppe oder Situation Einfluss nehmen und einer Institution oder der Polizei die rechtliche Basis entziehen. Zum falschen Augenblick benutzt, ohne eine starke Grundlage der Unterstützung, besteht das Risiko, dass durch sie die Institutionen, die wir untergraben wollen, als rechtmäßig anerkannt werden. Viele Polizisten haben gerade ihr Leben gegeben, weil sie in gefährlichen Situationen aushielten, um anderen Menschen zu helfen da herauszukommen. Viele von uns, die sich in dieser Auseinandersetzung befinden, sprechen über ihre Bereitschaft zu sterben. Sie haben das gerade getan. Was immer wir über Polizisten als Werkzeuge des Staates denken, im Moment ist kein guter Zeitpunkt für eine heftige Polizei-Konfrontation. Und obwohl ich im allgemeinen gegen Verhandlungen mit der Polizei bin, würde ich genau das in diesem Fall für eine weise, ja sogar großzügige Vorgehensweise halten. Als Einzelpersonen gehören die Polizisten zu einer Klasse, die nichts von der Politik profitiert, die wir ablehnen.
Lasst uns nicht die Möglichkeit abschreiben, dass einige von ihnen dazu gebracht werden können uns zu unterstützen. Ich möchte Frieden, keinen Krieg. Aber der Ruf nach Frieden zu diesem Zeitpunkt lässt die Angst, den Ärger und die Machtlosigkeit, die die Menschen empfinden, außer acht. Ich würde mir wünschen, dass wir nach Gerechtigkeit rufen: Gerechtigkeit für die Opfer der Terror-Anschläge der vergangenen Woche. Gerechtigkeit und keine blinde Vergeltung - das heißt, dass wir klar und bestimmt wissen, wer die Angriffe durchführte, bevor wir Vergeltung üben. Gerechtigkeit für die Arabo-Amerikaner, die unter uns leben. Sie verdienen unsere Unterstützung und unseren Schutz. Gerechtigkeit für die Menschen in anderen Ländern, die bald unsere Opfer werden könnten. Gerechtigkeit für die vielen, vielen Opfer des ständigen Terrors überall auf der Welt und Anerkennung des Anteils, den wir bei der Unterstützung und Entstehung dieses Terrors haben. Ökonomische und umweltbewusste Gerechtigkeit.
Das sind momentan meine Gedanken.
Sie können sich verändern wie die Situation sich verändert.
Aber hauptsächlich schlage ich vor, dass wir alle einen schöpferischen Denkprozess beginnen, dass wir uns bewusst dazu entscheiden uns von unseren Ängsten und unserer Depression zu befreien. Ich schlage vor, dass wir bevor wir einwilligen etwas zu tun, was wir schon früher getan haben, mindestens drei kreative neue Alternativen in Betracht ziehen. Ich denke wir sollten uns in Washington zeigen, wenn schon nicht in dem Ausmaß und der Art und Weise, die von uns erwartet wird, dann doch in einer stärkeren Intensität und wir sollten uns die Möglichkeit offen halten, dass wir nicht nur einfach protestieren, sondern Momente öffentlicher Schönheit schaffen, die die Welt verändern können. Abschließend möchte ich ein paar Worte über Glauben sagen. Die Menschen werfen mit Begriffen wie Glaube oder Religion wahllos um sich, und sie werden uns in einer Art und Weise serviert, die im Moment nur Übelkeit verursacht. Religion jeder Konfession kann zu den schlimmsten Taten motivieren und eine Rechtfertigung für Hass sein. Und doch ist es hart solche Zeiten zu überstehen ohne an irgend etwas zu glauben. Im allgemeinen mag ich meine Spiritualität nicht Leuten aufdrängen, die sie vielleicht nicht mögen. Aber ich fühle mich gedrängt zu berichten, was mir hilft die Nacht zu überstehen, neben der Liebe und Unterstützung meiner Gemeinschaft. Es ist der Glaube, dass es eine große schöpferische Macht gibt, die in der lebendigen Welt am Leben, an Vielfalt, an Heilung und an Regeneration arbeitet. Diese Macht wirkt in uns, in unserer menschlichen Liebe, in unserer Arbeit für Gerechtigkeit, in unserem Mut und unseren Visionen. Wir brauchen keine Priester oder Pfarrer oder selbst Hexen, um mit dieser Macht in Kontakt zu kommen: wir haben alle unsere direkte Verbindung. Sie existiert in uns, unendlich, unbegrenzt. Und letztendlich ist sie stärker als Angst, stärker als Gewalt, stärker als Hass. Ich wünsche Euch allen tiefen Kontakt mit dem, was Eure Seelen nährt und Nahrung von dem am meist geliebten Starhawk
Copyright 2001 Starhawk http://www.starhawk.org/activism/holdthevision.html
Veröffentlichungen sind erlaubt wenn die Copyright Info mit angegeben wird
Aradia spricht:
Ihr sucht mich, weil ihr in Schwierigkeiten steckt.
Ihr wißt, daß ihr mehr über euch und die Welt lernen müßt
und lauft auf der Suche nach Wissen umher,
geht zu Gurus, nehmt an Tausenden von Seminaren teil,
sucht nach heiligen Männern oder heiligen Frauen.
Halt!
Für dieses Verlangen und Suchen
und die ewige Unsicherheit besteht keine Notwendigkeit.
Wenn ihr die Antworten nicht in euch findet,
werdet ihr sie auch niemals draußen finden.
Ich bin Aradia, der Avatar der Mondin.
Als Frau war ich zu Fleisch geworden und bin unter euch gewandelt.
Ich habe eure Armut gesehen,
euer verzweifeltes Leben, euer Bedürfnis nach Liebe und Nahrung.
Während eines langen Lebens habe ich euer Elend geteilt
und als ich diese Welt verließ, hinterließ ich euch meine Anweisungen darüber,
was ihr tun sollt, wenn ihr weiteren Rates und weiterer Kraft bedürft.
Kommt einmal im Monat, zur Vollmondin, wieder in meine Gegenwart.
Sammelt euch an versteckten Plätzen - in der Wüste, im Wald, auf Bergen oder Wiesen, auf felsigen Gipfeln, an sandigen Stranden, in Nationalparks, in Hinterhöfen und auf unbebauten Grundstücken oder sogar auf Dachterrassen - wo immer ihr mit mir allein sein könnt.
Hier werden wir uns versammeln und den mächtigen Geist meiner Mutter Mondin, der Diana, verehren. Sie ist die wahre Lehrerin jeder Magie, von ihr rührt jede Eingebung her, die euch auf ihren Pfad führen wird, ihrer ist die Magie, die die eure erwecken wird und denjenigen Macht verleihen wird, die jetzt schwach und unterdrückt sind.
Die Mondkönigin war es, die mich zu euch gesandt hat, weil unter euch so viel Leid und Sklaverei herrschte.
Diana verachtet die Sklaverei als den Tod der Seele. Die Lehre, die sie mir für euch weitergegeben hat ist Freiheit, die Freiheit, unser Leben nach der goldenen Regel zu leben:
»Tu, was du willst und schade niemandem!«
Das ist das einzige Gesetz, das ihr braucht.
Wenn ihr es befolgen könnt, braucht ihr keine weiteren Gebote.
Tragt nur eure Haut, wenn ihr mich in euren Kreis ruft. Kommt mit eurem Himmelskleid, ohne Gewand, das euch einer Zeit oder einem Jahrhundert zuordnen würde. Dies ist das Zeichen, daß ihr wahrhaft frei seid. Ihr seid für mich offen. Hexen wird man euch nennen, denn ihr seid die Geschöpfe der Mondin, die zu mir zurückgekehrt sind. Ihr seid das magische Volk, das die Regeln des Patriarchats bricht, das die Samen für eine bessere Zukunft sät.
Erzählt mir, welcher Art eure Schwierigkeiten sind und ich werde euch Abhilfe verschaffen.
Bereitet dann ein Festmahl mit Kuchen und Wein vor, segnet jeden Bissen, jeden Schluck und tanzt im Kreis herum, wild und frei. Speist danach zu meinen Ehren. Das alles wird euer eigenes, natürliches Selbst erwecken, eure Ketten sprengen, die Käfige öffnen. Laßt euch von der Vollmondin inspirieren, während ich unter euch wandle, euch heile oder euch Balsam für eure Wunden gebe.
Ich bin immer noch eure Lehrerin, der einzige weibliche Avatar, jahrhundertelang ignoriert, aber jetzt in den befreiten Frauen vervielfacht. Die große Meisterin lebt jetzt in euch in jedem Atemzug, in jeder Bewegung. Ich warte darauf, mich euch durch eure Handlungen zu enthüllen. »Traut euch selbst!« ist meine Botschaft, vertraut darauf, daß euer Körper schon wissen wird, wann er ja und wann er nein sagen soll. Die Zeiten der Hexenbrände sind vorbei, aber bevor die Priester ihre ganze Macht verlieren, werden sie mit aller Kraft versuchen, euch nochmals zu vernichten. Dann müßt ihr standhaft sein, standhaft in eurem neugewonnenen Selbst. Überlaßt die Macht über euer Leben oder euren heiligen Geist nicht anderen.
Die Tore des Himmels sind offen für die, die den Weg kennen.
Den Tod solltet ihr nicht fürchten, meine heilige Mutter wird euch dort erwarten. Sie sorgt gut für die Lebenden wie die Toten, sie leitet zur Wiedergeburt, sie wird die Ungeborenen inspirieren, sich willige und liebende Mütter zu suchen. Geht mit allen Angelegenheiten zu ihr und betet zur Vollmondin. Die Ohren der Göttin sind offen und ihr Herz lauscht den eurigen. Musiziert und tanzt, denn das ist euer Leben.
Laßt die Sorgen hinwegschmelzen, laßt Wunder sich eröffnen, die all eure Fragen beantworten werden.
Ich bin Aradia, die erste Meisterin und Avatar.
Willkommen in der Magie, meine Kinder, meine Hexen, willkommen im Licht der Vollmondin!
Arielle, die Jungfrau vom Meer
(Die Märchen und Mythen, die man Kindern vorliest prägen diese sehr stark. Dinge wie die Geschlechterrolle oder "edle" Eigenschaften werden schon dort festgesetzt oder zumindest stark beeinflusst. Deshalb schreiben viele Heien ihre eigenen Geschichten oder andere (un wahrscheinlichere) Versionen von alten Märchen. In meiner Geschichte gibt es ein paar Anspielungen, ie einigen von euch auffallen müssten. Hier also meine Version er "Meerjungfrau":)
Vor langer Zeit gab es ein großes Königreich am Meer. Dort herrschte ein tyrannischer König, der die Macht gewaltsam von der früheren Königin an sich gerissen hatte. Um seine Macht zu untermauern hatte er auch gleich den Glauben an einen Gott als Allschöpfer ohne Mutter eingeführt. Gleichzeitig ließ er die Anbetung der Meeresgöttin, die bis dahin verehrt worden war, verbieten. Wer ihr immernoch huldigte wurde verfolgt und hingerichted. Somit überschatteten Angst und Terror das Land, da das Volk weiterhin nicht von der Göttin lassen konnte.
Der König hatte mehrere Töchter. Alle, bis auf seine jüngste Tochter Arielle, hatte er schon in die Ehe gezwungen. Seine Jüngste aber, war noch zu jung zum Heiraten. Sie lebte wie eine Gefangene im Palast. Sie bekam zwar Gesangsunterrich, weil sie eine bezaubernde Stimme hatte, aber sie durfte das Schloss nicht verlassen. Doch sie hatte eine alte Kammerfrau, mit deren Hilfe es ihr immer wieder gelang das Schloss zu verlassen und in die Dörfer zu gehn. Sie beneiete die Freiheit und Fröhlichkeit der Bauern und wünschte sich nur zu sehr eine von Ihnen zu seien. Als sie nun wieder einmal aus dem Schloss geflohen war ging sie zu einer Quelle und sah dort einen Jüngling liegen. Er war bewusstlos und verletzt. Durch die alte Kammerin hatte sie ein wenig Ahnung von Heilkunde. Und so machte sie ihm Kräuterumschläge und sang alte Heilunglieder. Er war so schön, dass sie sich sofort in ihn verliebte.
Inzwischen hatte der König bemerkt, dass seine Kleine abermals weggelaufen war und ließ sie überall suchen - auch bei der Quelle. Die Prinzessin hörte die Wachen schon aus einiger Entfernung. Doch sie sang weiter. Da begann der Jüngling zu blinzeln. Als Arielle das bemerkte ging sie schnell den Wachen entgegen, da ihr Vater sie nur wieder schlagen würde, wenn sie zu lange weg war und da es dem Jungen Mann ja nun wieder besser ging. Dieser aber war in Liebe für sie entbrannt auch, wenn er nur ihre Stimme kannte.
Arielle erzählte ihrer Kammerfrau von dem jungen Mann und das sie sterben würde, wenn sie ihn nicht bald wieder sehen würde. Der König hatte die Bewachung der Prinzessin inzwischen aber so verstärkt, dass es keinen Weg mehr gab, um aus dem Palast zu entkommen. Die Prinsessin weinte drei Tage und drei Nächte, aber ihr Vater ließ sich nicht erweichen. Doch die Kämmerin hatte einen Plan: "Prinzessin, wenn du diesen Bauernjungen wiedersehen willst, dann kenne ich vielleicht die Mittel um dir zu helfen. Bald ist Vollmond und mit seinem Magie und der Macht der Meeresgöttin konnte es dir gelingen. Es gibt einen Zauber, der dir einen zweiten Leib gibt. Während dein jetziger Körper hier liegt, als ob er krank ist, wirst du in einem Körper, der wie dein Spiegelbild ist, draußen wandeln können. Der Zauber wirkt jedoch nur drei Tage: den vor, den während und den nach Vollmond. Wenn der Jüngling dich in dieser Zeit voller Liebe küsst, dann wird der Körper der hier gefangen ist sterben, aber dein anderer Körper wird dann frei sein. Es gibt nur einen Hacken: Wenn du in deinem anderen Körper ein Wort sprichst bevor er dich geküsst hat löst sich der Zauber und du wirst wieder hier gefangen sein." "Für meine Liebe werde ich es versuchen !", sagte Arielle entschlossen.
Als nun die Zeit gekommen war vollzogen die Prinzessin und die Kammerfrau das Ritual und der Leib der Prinzessin brach zusammen. Die Kammerfrau ließ verlauten, dass die Prinzessin krank sei und niemand sie sehen dürfte.
Arielle hingegen lag erschöpft und in einen einfachen weißen Umhang gehüllt vor der Tür eines Bauernhauses. Als sie wach wurde lag sie in einem Bett und der Jüngling, den sie gepflegt hatte, saß neben ihr. Er fragte sie wie sie hieße, doch sie schüttelte nur den Kopf. Wie gern hätte sie ihm ihren Namen gasagt, wie gern ihre Liebe gestanden. Am ersten Tag war sie noch schwach und der Bauernsohn pflegte sie und half ihr beim essen. Am zweiten Tag war sie stark genug um aufzustehen. Am Abend ging sie mit dem jungen Mann, der Jaques hieß, spazieren. An der Quelle setzten sie sich hin. Der volle Mond hatte sie verzaubert. Ihre klaren Augen zogen ihn unwiederstehlich an. Vergessen war das Mädchen mit der schönen Stimme. Er liebte nur noch sie. Er neigte sich vor um sie zu küssen. Doch plötzlich began den Körper von Arielle sich in Mondlicht aufzulösen. Der König hatte sich nicht länger von der alten Kammerfrau hinhalten lassen und hatte seine Tochter so geschüttelt und geschlagen, dass der Körper im Schloss ihre Seele nun wieder in sich zog. Da der Zauber nun eh schwannt sagte die Prinzessin: "Ich heiße Arielle. Durch die Hilfe der Meeresgöttin konnte ich aus dem Palast meines Vaters fliehen. Ich musste dich sehen, weil... ich dich liebe." Der Jüngling, der ihre Stimme erkannt hatte, blickte in ihr sich auflösendes Gesicht und erwierte: "Ich liebe dich auch. Seit dem Tag an der Quelle kann ich nur an dich denken. Bleib hier." Doch die Prinzessin löste sich vor seinen Augen auf.
Darauf hin ging der Jüngling zum Schloss und verlangte Arielle zu sehen, aber man wies ihn ab. Er versuchte es abermals, aber wurde wieder weggeschickt. Als er es zum dritten Mal versuchte, wurde er wegen Unruhestiffterei in den Kerker geworfen. Dort betete er, als der Mond durch sein Fenster schien, zu der Meeresgöttin, weil sie die Einzige war die ihm helfen konnte: "Große Mutter des Meeres und des Mondes. Du halfst Arielle bei ihrer Flucht aus dem Palast, damit sie zu mir konnte. So helfe nun mir aus diesem Kerker und bring mich zu ihr. Bitte hilf uns !!! Sei gesegnet." Darauf flog eine Taube durch das Kerkerfenster, die sanft wie der Mond strahlte und sprach: "Ich habe dich gehört und werde dir helfen. Liebe ist mein Geschenk an die Menschen. Was aus wahrer Liebe geschieht fürt zum Frieden den dieses Land bitter nötig braucht. Schließe die Augen." Der Bauernsohn tat, wie sie ihm geheißen und als er die Augen wieder öffnete, war er im Gemach von Arielle. Diese war überglücklich ihn wieder zu sehen.
In der gleichen Nacht wurde der König vergiftet. Die alte Kammerfrau war danach verschwunden. Arielle wurde Königin und führte wieder den alten Glauben ein. So herrschte sie mit ihrem Gefährten über ein friedliches, wohlhabenes Reich am Meer.
Friede, Freude, Mondenschein.
Die Geburt Aradias & ihr Auftrag
(gekürzte Fassung der Gischichte von Aradia, Diana und Lucifer aus "Aradia - die Lehre der Hexen")
"Diana war die Ersterschaffene vor aller Schöpfung; in ihr waren alle Dinge; ... Sie teilte sich selbst; in Dunkelheit und Licht trennte sie sich . Lucifer, ihr Bruder und Sohn, sie selbst und ihre andere Hälfte, wurde das Licht.
Und als Diana die Schönheit des Lichtes sah, jenes Lichtes, das ihre andere Hälfte, ihr Bruder Lucifer, war, ersehnte sie es mit gewaltigen Begehren. Wünschend, das Licht wieder im Schoße ihrer Dunkelheit zu empfangen, um es in Verzückung zu verschlingen, erzitterte sie vor Lust. Diese Lust wurde die Morgenröte. Doch Lucifer, das Licht, was sich nicht ihrem Begehren hingeben wollte, entfloh in die weit entferntesten Bereiche des Himmels...
Der Lauf der Zeit verging und es kam die Epoche, in der die Erde erschaffen wurde...
Diana stieg zur Erde herab, auf der Lucifer, der "gefallen" war, weilte. Und es geschah, dass Diana die Gestalt einer Katze annahm. Ihr Bruder besaß ebenfalls eine Katze, die er sehr liebte und die jede Nacht in seinem Bette schlief.
Diana überredete Lucifers Katze, und sie tauschten ihre Gestalten. So geschah es, dass sie sich nun neben ihren Bruder legen konnte. Und im Schutze der Dunkelheit nahm Diana wieder ihre wahre Gestalt an und verführte Lucifer... So wurde Diana die Mutter von Aradia, der ersten aller Hexen!
In jenen fernen Tagen gab es auf der Erde wenig reiche und viele arme Menschen, und die Reichen versklavten die Armen. Viele der Sklaven wurden grausam behandelt. Doch manche Sklaven konnten entfliehen. Sie entflohen in das Land, in die Berge und Wälder und kämpften gegen die Sklaverei.
Da sagte Diana zu ihrer Tochter Aradia:
"Es ist zwar wahr, dass Du ein Geist bist - doch steige hernieder zur Erde und werde eine Sterbliche und sei all jenen armen Frauen und Männern, die gewillt sind, eine Lehrerin der Hexenkunst... Und Du sollst als die Erste aller Hexen bekannt sein, als die Erste auf der ganzen Welt; und Du sollst die Kunst der Gifte lehren, um all jene zu vergiften, welche die großen Herren sind; Ja, Du sollst sie in ihren Palästen sterben lassen und mit Deiner Kraft die Seele dieser Unterdrücker peinigen; und wenn Du einen Bauern siehst, der reich ist, dann sollst Du die Hexen lehren, seine Getreidefelder mit fürchterlichen Stürmen zu ruinieren... Und sollte ein Priester Dir mit seinen Segenssprüchen böses antun, so zahle das Unrecht doppelt zurück, und tue es in meinem Namen:
Diana, der Königin aller Hexen!... Denn ich bin gekommen, das Böse hinwegzufegen - die Männer des Übels, sie alle werde ich vernichten! Ihr, die ihr Armut und Hunger leidet, im Elend euch abplagen müsst und in die Kerker geworfen werdet; trotz all dem habt ihr eine Seele, und für euer Leiden werdet ihr in einer anderen Welt belohnt werden. Aber wehe jenen, die euch geknechtet haben!"
Die folgenden Texte hab ich von der Seite von Hag und Hexe.
Praktische Naturmagie - War’s das jetzt oder doch?
von Vicky Gabriel
Ich denke, viele kennen das Drama: Man hat da so ein vielversprechendes, hochgelobtes und von vertrauenswürdiger Seite empfohlenes Buch gekauft, es in seinem Eifer sofort von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und steht jetzt irgendwo im Grünen – wahlweise vor der Wohnzimmer-Yuccapalme oder im benachbarten Wald – und macht sich mit Begeisterung daran, den schon im Klappentext als wertvoll hervorgehobenen »praktischen Teil« zu erkunden. Was nun folgt, hängt von der eigenen Veranlagung bezüglich des Themas, der bereits mitgebrachten Erfahrung und Übung sowie dem Grad der Hysterie ab, mit dem man sich entsprechenden Exerzitien stellt und variiert von »Hm. War’s das schon?« bis »Welch ein Knaller. Ich bin erleuchtet/Gode/Morgaine vom See!« Eines haben aber trotz ihrer Unterschiedlichkeit alle diesbezüglichen Erlebnisse gemeinsam, nämlich die sich spätestens auf dem Nachhauseweg einstellende Frage: »War das jetzt echt?«
Nun, man hat mit Sicherheit etwas »Echtes« erlebt, die Frage ist nur, ob es sich um echte Magie oder echten Selbstbetrug handelte. Wer aber nun die praktischen Anweisungen seines praktischen Arbeitsbuches noch einmal bezüglich praktischer Ergebnisbewertung durchforscht, stößt nicht selten auf den mysteriösen Satz: »Die beschriebenen Übungen haben meistens diese oder jene Wirkung, können sich aber bei jedem Einzelnen auch völlig anders äußern. Jeder nimmt die Energien anders wahr; und so muß meine Art nicht unbedingt auch Deine ...«. Schon mal gelesen? Gut!
Das Dumme ist nämlich, daß die so weise schreibenden Autoren recht haben. Aber was heißt das denn nun? Wenn ich nicht das empfand, was dem Autor widerfuhr, welche von meinen siebenundzwanzig verschiedenen Empfindungen während der Übung oder des Rituals war denn dann die »richtige«, die magische? Oder, bei den ganz begabten Individuen unter uns: Bin ich nun zusammengebrochen, weil »die Kraft« so stark war oder weil ich mich vor lauter Hysterie in eine Hyperventilation hineingesteigert habe? – Nein, so einfach ist es leider nicht; auch Hyperventilation (extrem verstärkte Atmung bei gesteigerter Atemfrequenz) kann ein Mittel zur Erreichung magischer Zustände sein!
Ich kann diese Frage im einzelnen auch nicht beantworten, sondern nur einige meiner eigenen Ansätze weitergeben, da meine Erfahrungen nicht unbedingt auch ... siehe oben. Ich habe jedoch versucht, ein paar grundlegende Prinzipien herauszuarbeiten, die sich nicht mit der Erfahrung selbst, sondern ihrem Umfeld beschäftigen und somit vielleicht übertragbar sind.
Punkt eins: Wähle deine Paradigmen und halte dich daran.
Dies bedeutet Folgendes: Wenn du dich einmal entschieden hast, in einem magischen Weltbild zu leben, dann gewöhne dich daran, deine Erlebnisse auch innerhalb desselben zu betrachten. Es bringt überhaupt nichts, magische Erfahrungen hinterher wissenschaftlich erklären zu wollen – man kann die Wissenschaft mittels der Magie erklären, aber nicht umgekehrt. Nach Beweisen für das Erlebte zu suchen, bedeutet nur, sich vorsätzlich jeden Übungserfolg zunichte zu machen und ist darüber hinaus unlogisch. Ob mein selbstgemachtes Apfelmus gelungen ist, erfahre ich nicht, wenn ich nachlese, wie ein Rinderbraten zu schmecken hat! Ganz abgesehen davon kommt hier keiner darum herum, eine stabile und konstruktive Selbstkritik zu erlernen. Beurteile deine Erfahrungen also innerhalb ihres Themen- und Wirkungskreises und gewöhne dich daran, daß eben nur dort auch deren Bewertungen möglich sind. Es gibt kein Drumherum und keinen Ausweg, so hübsch die Hintertür auch aussehen mag: Wer magisch arbeiten will, muß die Existenz von Magie voraussetzen, bevor er zu üben beginnt. Nicht, weil die Magie sonst nicht funktioniert, sondern weil er es nicht bemerken wird, wenn sie es tut oder hundert Möglichkeiten finden wird, seine Wahrnehmungen wieder zunichte zu machen. Das führt uns zu
Punkt zwei: Beobachte deine Erlebnisse über einen langen Zeitraum.
Wenn du nun erfahren willst, wie sich die Ergebnisse einer ganz bestimmten magischen Handlung speziell bei dir anfühlen, wirst du nicht darum herumkommen, die entsprechenden Dinge immer wieder und wieder zu tun – und zwar über Jahre hinweg. Erstens kannst du auf diese Weise beobachten, welche Empfindungen sich stetig wiederholen, und zweitens wird es sich selten um das Gefühl handeln, das du erwartet hast. Ganz im Gegenteil: Manchmal sind es gerade die Dinge, die man »wegkriegen« will, die die Anwesenheit von Magie anzeigen! Ein Freund von mir entspannte immer dann, wenn er in magische Zustände geriet, seinen Kiefer so sehr, daß ihm Speichelfäden das Kinn hinunterliefen. Er haßte dies und wollte es immer »in den Griff kriegen«, da er darin einen Mangel an Kontrolle und Disziplin sah – vom ästhetischen Aspekt mal ganz abgesehen. Dieser Freund benötigte mehrere Jahre, um zu begreifen, daß er im Alltag viel zu sehr nach Kontrolle strebte und eben dieser Kontrollverlust seinen Umstieg auf die magische Ebene kennzeichnete – und noch mal einige Zeit, um dies grummelnd zu akzeptieren!
Derartige Erfahrungen sind auch mir nicht fremd. Man hat mir jahrelang erzählt, das »die Energie frei durch den Körper fließen« müsse. Ich fange sehr oft in Ritualen unkontrolliert zu zittern an, mal mehr, mal weniger – das hängt von der Intensität der Geschichte ab. Ich versuchte tatsächlich, dies abzustellen, weil ein paar Leute (die scheinbar gar nichts spüren, wenn’s losgeht) meinten, »da käme gar keine Energie durch« und ich würde »die Kraft ja blockieren«! Erst als ich – davon nicht entmutigt und trotzdem stetig weiterarbeitend – bemerkte, daß sich ähnliche Erscheinungen langsam auch im Alltag bei mir manifestierten (und zwar immer dann, wenn ich mich mit all meiner Energie für etwas einsetze) begriff ich, daß sich hier ein Stück meiner eigenen Magie auf den Alltag zu übertragen begann! Heute sind meine körperlichen Reaktionen für mich ein Gradmesser dessen, was geschieht – sei dies im Ritual oder in der Auseinandersetzung mit Freunden. Ein Stück Lebendigkeit, das ich mir innerhalb meiner magischen Praxis erarbeitet habe, hat Einzug in mein tägliches Leben gehalten. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Auch hier vollzog sich das Phänomen schon seit Jahren, ehe ich es einordnen konnte. Bevor ihr also glaubt, bei euch liefe nichts, hängt noch ein oder zwei Jährchen dran!
Diese Gradmesser sind übrigens – einmal erarbeitet – meiner Erfahrung nach äußerst zuverlässig, was ich immer dann merke, wenn ich mit völlig anderen Ergebnissen als den eintreffenden rechne. Das Konzept der Disen beispielsweise (Familiengeister und -gottheiten in der nordischen Tradition) war mir völlig neu, als ich die in den vorangegangenen Ausgaben zu diesem Thema erschienenen Artikel zu übersetzen begann. Ich wandte mich also an diese Entitäten in der Erwartung, eine solche Verbindung erst neu aufbauen und dazu bereite Wesenheiten suchen zu müssen. Meine Überraschung war verdammt groß, als ich mich nach der ersten Anrufung kaum mehr auf den Beinen halten konnte, weil mein Körper derart zitterte, daß jegliche Muskelkoordination absolut vergebliche Liebesmüh darstellte, und ich die eindeutige Rückmeldung bekam: »Deine Familie hat ihre eigenen Disen! Und wir sind es gründlich leid, seit zwei Generationen hier herumzustehen und darauf zu warten, daß mal wieder jemand mit uns spricht!«.
Punkt drei: Beobachte deine Umgebung.
Wir sind in einem Ritual nicht von unserer Umgebung isoliert, sondern viel mehr auf verstärkte Weise in sie eingebunden. Sie reagiert auf uns und das, was wir mit einem magischen Akt so in Bewegung setzen. Es ist kein Zufall, wenn gerade nach der Anrufung drei Rehe aus dem Wald treten und kann ja auch gar keiner sein – man erinnert sich? Wir haben uns vor dem Ritual für das magische Weltbild entschieden, und was gibt es darin nicht? Richtig, Zufälle! Es ist nur von allergrößter Wichtigkeit, solche Ereignisse zwar in ihrer magischen Natur zu registrieren, sie aber auch nicht überzubewerten. Ein Hirsch am Waldrand bedeutet meistens, daß er deine magische Arbeit gespürt hat und auf das, was denn da abläuft, neugierig wurde; in den seltensten Fällen hast du Cernunnos und damit deine Erhebung zum obersten Druiden Deutschlands vor dir. Deine magischen Praktiken wirken sich auf deine Umgebung aus, und wenn du es tatsächlich geschafft hast, magische Energien durch die Gegend zu schmeißen, wird es halt bemerkt – das ist aber meistens schon alles. Es kann dir aber sehr hilfreich sein, wenn es die Frage zu klären gilt, ob da denn nun etwas war oder nicht. Und manchmal auch, ob du gut gearbeitet oder Mist gebaut hast ... Ich hatte da so ein Erlebnis, welches zu den eher peinlichen der magischen Art zählt und gebe es hier nur des eventuellen pädagogischen Wertes wegen weiter:
Als ich begann, mich mit den Runen auseinanderzusetzen, ging ich einmal an einen Bach, um im Licht der Sonne die Runenstellung zu »Fehu« samt Singen der Rune zu üben. Ich stellte mich also hin, reckte meine Arme gen Himmel (respektive Sonne), visualisierte die Rune deutlich vor meinem inneren Auge und legte los. Plötzlich gab es hinter mir ein enormes Theater, als mit lautem Rufen und hochaufspritzender Gischt eine Ente direkt in den Bach abstürzte. Ich war so erschrocken, daß ich sofort alles sein ließ, was ich gerade tat, und entgeistert dem schimpfend davonfliegenden Vogel nachsah. Und mit einem Mal dämmerte mir, was passiert war: Ich hatte zwar »Fehu« gestellt und gesungen, aber »Ansuz« visualisiert! Und das bringt natürlich selbst die stärkste Ente aus dem Gleichgewicht ...!
Ich hoffe, daß diese Anregungen brauchbar sowie umsetzbar sind und vor allem auch eines klarmachen: Keinem hier fällt die Geschichte in den Schoß, und Grund zum Schämen gibt es auch erst dann, wenn man denselben Fehler zweimal macht. Erstmaliges Begreifen des Fehlers vorausgesetzt. Schaut euch unter diesen Gesichtspunkten doch mal eure magische Praxis genau an; vielleicht ist da schon mehr am Laufen, als ihr momentan seht!
Naturreligion aber wie?
von Vicky Gabriel
Wir sind es als Naturheiden ja längst gewohnt, vom Rest der Gesellschaft als eine Art verträumte, sonderliche und nicht ganz zurechnungsfähige Irre betrachtet zu werden ein Problem, das zum einen daraus resultiert, daß die Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig über uns und unsere Theorien weiß, das andererseits aber auch oft in der Art und Weise, wie wir uns selbst darstellen, begründet ist. "Man nimmt uns nicht ernst" das ist eine Klage, die ich allerorten höre. "Warum macht ihr das eigentlich überhaupt?" werde ich aber im Gegenzug sehr oft von Nichtheiden gefragt. Vielleicht hilft die Beantwortung dieser Frage bei der Behebung unserer Probleme ein wenig.
Ein naturreligiöses Bewußtsein stellt für mich eines der Dinge dar, die etabliert werden müssen, wenn wir die ökologische Krise dieses Planeten beenden wollen. Sicherlich stellt dies nicht die einzig notwendige Maßnahme dar; aber der Verzicht drauf programmiert den Mißerfolg ebenso vor, wie sie zum einzigen Lösungsweg zu deklarieren. Vieles muß getan werden, um unsere Welt vor dem ökologischen Untergang zu bewahren; eines davon ist die Schaffung eines mit der Gesamtheit der Schöpfung verbundenen Bewußtseins in jedem einzelnen Menschen. Wer wieder die Fähigkeit erlangt hat, an seinem eigenen Leib und in seiner eigenen Seele zu spüren, daß jeder Flecken Erde beseelt ist und alles nur Teile eines lebendigen, bewußten Ganzen darstellt, der kann mit der Schöpfung nicht mehr wie mit einer Maschine aus Serienfertigung umgehen. Und nur ein solcher Mensch (oder, im Idealfall, eine solche Menschheit) wird in der Lage sein, das zu tun, was am besten für die gesamte Schöpfung in ihrer für ihn nun wahrnehmbaren Einheit ist. Oder, einfacher ausgedrückt: Wenn ich erst mal mitbekommen habe, daß mein kleiner Zeh zu mir gehört, werde ich ihn wohl kaum abhacken, nur weil er mir nicht gefällt und ich ihn eigentlich relativ selten benutze!
Das alles ist natürlich nicht neu. Der Begriff "Spirituelle Ökologie" ist seit einigen Jahren zum Schlagwort avanciert nur, wies eigentlich genau geht, so im Einzelnen, so jeden Tag, vom Aufstehen bis zum Einschlafen, das scheint keiner so genau zu wissen. Oder man weiß es, und es befriedigt einen nicht. Mülltrennung? Recyclingpapier kaufen? Katalysatorwagen fahren? Ist das wirklich alles, oder umfaßt eine solche Lebensweise nicht noch ein bißchen mehr?
Tja, bis hierhin ist die spirituelle Ökologie noch recht einfach; und bis hierhin hat sie auch noch nichts mit Naturreligion zu tun. All diese Handlungsweisen stellen lediglich "Nebenprodukte" des dem angewandten Heidentum zugrundeliegenden Prozesses dar. Zum zugegebenermaßen hundertsten Mal: "Religion" bedeutet "Rück(ver)bindung"; also stellt Naturreligion sozusagen als Spezialrichtung die Rückbindung zum Natürlichen in den Vordergrund. Dieses berühmte "Natürliche" findet der Heide definitionsgemäß in der gesamten Umwelt Bäume, Steine und Tiere gehören dazu; Felder, Wälder und Wiesen sind unser bevorzugtes Arbeitsgebiet und auch in der einen oder anderen (natürlich auf heidnisch-heiligem Grund und Boden errichteten) Großstadtkirche soll schon so mancher Zwerg entdeckt worden sein. Um uns herum also Natur in Hülle und Fülle, mit der wir uns rückverbinden können was immer das auch im Einzelnen genau bedeutet. Soll ich die zum Thema Ökologie gemachte Aufzählung für die Naturreligion wiederholen? Wie wäre es mit Ritualen im Steinkreis unter alten Eichen? Kommunikation mit Tieren und Pflanzen? Reisen in die Anderswelt? Das muß doch jetzt Naturreligion sein, oder? Und warum stellt sich dann nicht endlich das langersehnte Gefühl der Erfüllung ein?
Ich persönlich glaube, daß viel zu wenigen von all den Menschen, die von der Natur als geschlossener Ganzheit und der Illusion menschlichen Abgelöstseins vom Rest der Welt erzählen, wirklich bewußt ist, was dies in letzter Konsequenz bedeutet nämlich nichts anderes, als daß auch wir, jeder einzelne von uns, letzten Endes Natur sind. Natur, die wir siehe spirituelle Ökologie verzweifelt zu restaurieren versuchen; aber eben fast ausschließlich um uns herum!
Wenn wir wirklich an der natürlichen Ganzheit teilhaben, dann muß die Natur in uns ebenso wieder ins Gleichgewicht gebracht werden wie die außerhalb von uns. Schließlich haben wir die ganzen ökologischen Probleme ja nur, weil wir mit unserer eigenen, inneren Natur nicht mehr verbunden sind damit fing der ganze Käse ja an! Ist es also nicht lediglich eine Symptombekämpfung, mit äußeren Maßnahmen die Umwelt retten zu wollen, wenn an der Ursache der ganzen Misere der Entfremdung von unserer eigenen, inneren Natur vorbeigegangen wird?
Wenn alles natürlich ist, dann bin auch ich es; und die Wiederherstellung meines inneren Gleichgewichts, also eines unverfälschten, echten, nicht von Vermeidungsängsten motivierten psychischen Empfindens und Lebens stellt den vordringlichsten (und sinnvollsten) Ansatzpunkt zur Bekämpfung der Umweltmisere dar! Erst mit der sich mehr und mehr ins gesunde Gleichgewicht begebenden Psyche ist es möglich, auch mehr und mehr Kontakt mit der äußeren Natur aufnehmen und ihr helfen zu können. Ich weiß, der Ansatz ist etwas unpopulär, wo wir (ob nun als Priester oder was auch immer) doch dafür da sein sollten, Göttern und Mitmenschen zu dienen und zu helfen aber dem vorher Gesagten entsprechend besteht der beste Dienst an den Göttern wohl darin, ernsthaft an sich selbst zu arbeiten! Und, mit Verlaub: Ob dies in einem Ritualkreis, vor einem Therapeuten oder im Gespräch mit Freunden passiert, ist den Göttern wohl herzlich schnuppe. Ganz im Gegenteil: Da findet das berühmte "den Alltag zum Ritual machen" statt! Die ganze ökologische Bewegung ist meiner Ansicht nach ohne den naturreligiösen Ansatz zum Scheitern verurteilt; doch ebenso ist die ganze Naturreligion ein Witz, wenn ihr die Basis der persönlichen Weiterentwicklungsarbeit jedes Einzelnen fehlt. Das kann uns niemand abnehmen; keine Umweltschutzorganisationen, keine Regierung, kein Politiker. Vor allem letztere nicht. Wie viele Menschen bejammern Tag für Tag die ökologische Situation unserer Welt und schimpfen über die "unfähigen Politiker"? Ich bin der Ansicht, daß wir die Politik überfordern. Das, was wir von ihr wollen, kann sie nicht leisten, ja sie ist gar nicht dafür da, dies zu tun. Eine Regierung soll eine größere Menge Menschen in ihrem Zusammenleben organisieren in keinem Staatsvertrag steht, daß sie für die Erleuchtung einzelner Menschen zuständig ist! Und kein Präsident der Welt kann ein Land ins ökologische Gleichgewicht bringen, wenn dessen Bürger ein nur unzureichend entwickeltes Bewußtseinspotential haben. Die ganze Schuld irgendwelchen Organisationen in die Schuhe zu schieben, heißt nur einmal mehr, eigene Verantwortung abzuwälzen. Wir können ja nichts tun? Oh doch, wir können jede Menge tun...
Praxis: Magie - Kraft - Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Von Igor Warneck
Über den Umgang mit inneren, menschlichen Kraftquellen wurde schon viel geschrieben. In jedem guten Meditationsbuch finden wir Anweisungen, wie wir unseren Körper richtig entspannen oder wie wir nach dreiundzwanzig Übungen zur Erleuchtung gelangen. Mir waren diese Übungen meist zu kompliziert, und ich dachte mir - wie schon so oft - "das muß doch auch leichter gehen!" Ja, es geht leichter. Man muß sich dabei nicht die Knochen verrenken und auch nicht gesünder essen - denn das ist wieder eine andere Geschichte.
Mein Körper - Das unbekannte Wesen
Wenn nichts mehr geht, wenn der Körper nicht mehr das macht, was er soll, wir krank sind oder vor Erschöpfung nicht mehr aus dem Bett können, dann erinnern wir uns wieder dieses Vehikels, das uns durch's Leben trägt. Ansonsten ist er ein alltäglicher Begleiter, mit dem wir im Büro sitzen oder spazierengehen, der sich aber meist still verhält und nicht muckt. Ein Zustand totaler Erschöpfung oder eine kernige Wintergrippe sind ein guter und brauchbarer Einstieg, um unseren Körper kennenzulernen, ihn als das, was er ist, wahrzunehmen, denn die meisten von uns nehmen ihn nicht wahr: Sie leben im Kopf, aber nicht in ihrem Körper. Man muß allerdings für diese Erfahrung nicht krank werden, es geht auch vorher:
Nimm Dir einen Tag frei. Mache eine ausgedehnte Wanderung bei Sonnenschein, aber nicht unter zehn Kilometern.
Schau Dir die Landschaft oder den Wald an, nimm an schönen Plätzen die Gelegenheit zu einer Pause wahr. Denke bei dieser Wanderung immer daran, daß es Dein Körper ist, der es Dir möglich macht, dieses Erlebnis zu haben. Gehe einen Teil des Weges bewußt, so wie es vielleicht ein Kleinkind machen würde und setze einen Fuß bewußt vor den anderen: Stell Dir die Befehle des Gehirns vor, die es geben muß, um Dich vorwärts zu bringen: "Jetzt den rechten Fuß nach vorne, jetzt den linken, jetzt den rechten Fuß ... stehenbleiben ... nach zehn Schritten Linksdrehung ... noch zwei Schritte ... Linksdrehung ... rechter Fuß ... linker Fuß ..." und so weiter. Es ist ziemlich mühsam, so zu wandern, aber nur so erkennst Du die Automatik, die Dich durchs Leben bringt. Wenn Du nach der Wanderung erschöpft zu Hause in den Sessel plumpst, erinnere Dich nochmal im Geiste der Wegstrecke, die Du zurückgelegt hast, lasse sie noch einmal vor Deinem geistigen Auge Revue passieren. Laß Dir Badewasser ein, mach eine Duftlampe an und laß es Dir im Wasser so richtig gut gehen. Massiere Dir selbst Deinen Körper und nimm alle Körperteile wahr, erkenne sie. Sage Dir dabei: Das ist mein Körper, und dieser Körper macht mir mein Leben möglich - und das ist toll! Wenn das Wasser in der Wanne zu kühl geworden ist, leg Dich einen Moment ins Bett und versuche, Dich so gut wie möglich zu entspannen.
Jetzt suche Deine Seele
Wo ist sie nur, von der wir so oft sprechen? Sitzt sie am kleinen Fußzeh oder doch eher zwischen den Augen? Du kannst sie fühlen! Frage Dich einfach: "Seele, wo bist DU?" und sie wird Dir mit einem leicht pulsierenden Wärmegefühl irgendwo im/am Körper antworten. Versuche, die Stelle mit Deinen Händen zu erreichen und sie zu streicheln. Jetzt habt ihr Euch gefunden.
Willkommen zu Hause
Du hast nun Deinen Körper wahrgenommen und Deine Seele gefunden. Was ließe sich Schöneres aus dieser Erfahrung machen, als einen angenehmen, ruhigen und entspannenden Schlaf auf diesen erlebnisreichen Tag folgen zu lassen. Du wirst am nächsten Morgen fitter denn je sein, und ein neues Gefühl für das Leben an sich wird sich bei Dir einstellen.
Wer immer über seine Kräfte hinaus lebt, muss sich nicht wundern, wenn ihn die Welt nicht mag, denn von ihm ist nichts Liebenswertes mehr übrig. Der Raubbau an den eigenen Ressourcen endet tödlich, und da hilft auch kein Engagement im Umweltschutz.
Wer seinen Körper nicht kennt, kann auch nicht mit ihm leben. Oft geht das mit Gedanken wie: "Ich mag meinen Körper aber nicht!" einher. Weil das Vehikel nicht den gängigen modischen Normen entspricht. TEUFELSKREIS! VORSICHT! Mit dieser Einstellung wird das nämlich nie was. Ein Mensch, der seinen Körper mag, egal wie er ausschaut, wird automatisch zu einem schönen Menschen. Die Seele hat da nämlich auch noch ein Wörtchen mitzureden, und sie ist es, die einen Menschen schön oder unansehnlich macht. Selbst jemand, der absolut nicht den gängigen modischen Idealen entspricht, wird, wenn er sich und seinen Körper mag (was wir nach dem obigen Erlebnis ja mal nicht mehr trennen wollen...), eine anziehende, warme und strahlende Ausstrahlung haben, die es anderen Menschen wesentlich leichter macht, Körper und Menschen als komplettes und sympathisches Gegenüber anzunehmen.
Schlafend Wachsen
Der Schlaf war schon allen alten Hochkulturen heilig. In Griechenland gab es den Tempelschlaf, in anderen Kulturen andere Wege, den Schlaf zu heiligen.. Heute haben wir 8 Stunden pro Tag für diese Zeit reserviert, aber auch nur dann, wenn wir nicht gerade selbstständig sind, Kinder haben oder in einer heftigen Liebesbeziehung plus Job leben. Oft wird der Schlaf auch als etwas Bedrohliches, Angstmachendes erlebt und entweder mit Schlaftabletten seiner Tiefe und Träume beraubt, oder wir werden durch Überarbeitung zur Erschöpfung gezwungen, so daß wir nicht mehr träumen können. In diesen Zeiten nämlich, in denen unsere Seele all die Erfahrungen, Eindrücke und Schmerzen verarbeitet, die wir während des Tages eingefangen haben, regeneriert sich nicht nur unser Körper, sondern auch alles, was zu uns gehört. Es gibt keine bessere Therapie als ein gesundes Traumleben mit all seinen schönen und schattigen Seiten. Um diese schattigen Seiten der Angst- und Alpträume nicht erleben zu müssen, ziehen wir es auch oft vor, uns bis tief in die Nacht mit dem TV-Programm zudröhnen zu lassen, bis zur Erschöpfung zu arbeiten, um nicht über uns selbst nachdenken zu müssen (der sich selbst vernichtende Workaholic gehört hier her) oder eben zur Psychopharmaka zu greifen, die uns einen bewußtlosen und vor allem traumlosen Schlaf ermöglicht. Dieser Schlaf dient dann tatsächlich nur der Regeneration des Körpers - unsere Seele hat nichts mehr davon. Selbst unser Körper leidet unter diesem Umgang mit unseren kostbaren Nachtstunden: Menschen, die sich lediglich mit Psychopharmaka in den Schlaf zu retten suchen, erleiden eines Tages einen Burnout, da eben selbst die Muskulatur und unsere Zellen den entspannten und sanften Schlaf benötigen und sich nicht mit der Hammermethode zufriedenstellen lassen. Entspannen und Hinnehmen ist auch etwas, das wir erst im Schlaf wieder zulassen lernen müssen.
Den Schlaf als heilig zu erklären, ist eine der ersten Maßnahmen, um ihn wieder zur Kraftquelle werden zu lassen. Unser Heiligtum Schlaf sollten wir uns auch nicht durch ein Telefon am Bett zerstören lassen, nur um wegen eines Verwählers einen wunderschönen Traum aufgeben zu müssen. Manche Menschen lösen ihre Probleme im Schlaf, andere ackern ein Leben lang an ihnen herum, immer darum bemüht, alles mitzubekommen und sich keine wirklich tiefe Erholung gönnend. Selbst Einstein träumte die Lösung seiner Relativitätstheorie, und viele andere elementare Erfindungen, die unseren Alltag tiefgreifend verändern, wurden in den Betten der Wissenschaftler gemacht.
Drei Punkte sollte man jedoch auch beim Schlaf beachten: Zum einen wäre da eine sichere und angstfreie Atmosphäre. Es bringt nichts, wenn Du Deine heiligen Stunden neben einem Menschen verbringst, mit dem Du Dich nicht richtig verstehst. Ihr werdet Euch nur gegenseitig den Schlaf rauben und das Gezerch des Tages wird in der Nacht weitergehen. Dann lieber auf der Couch im Wohnzimmer und dafür aber in Frieden übernachten. Du solltest Deinen Schlafplatz für heilig erklären und soviel Vertrauen in ihn haben, daß Du Dich wirklich entspannen kannst. Ist dies absolut nicht möglich, bitte jemanden, Deinen Schlafraum zu bewachen - Sinn und eines der Prinzipien des gehüteten Tempelschlafes. Wenn Du Dich in Deinem Bett nicht entspannen und selig in das Reich der Träume entschlummern kannst, dann entsorge erst die Probleme, die es Dir nicht möglich machen. Betrachte Dein Schlafzimmer als einen Tempel, reinige und weihe es so wie ein Heiligtum, und bedanke Dich ruhig bei ihm, wenn Du eine schöne Nacht hattest.
Zum Zweiten: Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Es ist nichts Schlimmes daran - wenn auch von der Gesellschaft als verwerflich betrachtet - wenn Du ein ganzes Wochenende nur im Bett verbringst und 36 Stunden von den 48 einfach (ver-)schläfst. Die Erlebnisse, Erfahrungen und der Segen, den Du in diesen Stunden ernten wirst, kann Dir nichts anderes geben, und vor allem hast Du Dir selbst einmal so richtig gut getan. Das schlechte Gewissen kannst Du getrost vergessen. Denn nach dieser Schlaforgie wirst Du Deine Ziele wesentlich leichter erreichen können.
Zum Dritten: Wenn Du vielleicht gerade arbeitslos bist oder Dich sonst keine Erwartungen der Außenwelt zum Aufstehen zwingen, dann tue dies nach einer bestimmten Zeit von selbst. Die Gefahr des Versumpfens im Bett besteht nämlich auch, und ich habe schon einige Menschen getroffen, die sich müde geschlafen haben. Deine Ziele, Träume und Wünsche des Alltags solltest Du trotz der schönen Träume in der Nacht nicht an den Nagel hängen - wachende- und schlafende Wirklichkeit sind wichtig!
Eine leichtere und einfacher zu erreichendere Kraftquelle als den Schlaf gibt es eigentlich nicht, Du mußt Dich nur auf ihn einlassen können. Wenn Dich Fragen und Probleme quälen, laß Dich nicht von ihnen auffressen, sondern koche Dir vor dem Schlafengehen einen mit Honig gesüßten Johanniskraut-Tee und nimm ihn mit zum Bett, wo Du ihn dann trinkst. Stelle die Frage, die Dich bedrückt, vor dem Einschlafen und bitte Dein Traumbewußtsein um eine Antwort - am kommenden Morgen ist das Problem oft gelöst, auch wenn Du nicht verstehst, warum - aber das sollte Dir ganz einfach mal egal sein.
Ein Mensch und ein Baum
Mit Bäumen kannst Du wie mit Brüdern reden, sagte entweder Hesse, Heine oder Kästner; irgendeiner der großen deutschen Dichter hatte es jedenfalls bereits herausgefunden; und ich bin mir ziemlich sicher, daß er dies während eines sehr ausgeruhten, ausgeschlafenen und verträumten Morgens feststellte, als er durch den deutschen Wald spazierte und sich plötzlich in einem Zwiegespräch mit einem Baum wiederfand. Während der alltäglichen Hektik wäre ein solches Zwiegespräch nämlich nicht möglich. Man muß mit kindlichem, leicht veträumtem Blick und der sich daraus ergebenden Einstellung an einen Baum herangehen, um ihm Fragen stellen zu können und auch seine Antworten zu hören. Eine TV-Abstinenz tut auch ganz gut, denn durch die Medienflut stumpfen wir für die leisen Töne, die leise Stimme der Natur, erheblich ab. Bäume sind sehr gesprächige Wesen, nur haben wir es ein wenig verlernt, ihnen unsere Sinne zu schenken. Wenn Dich ein Problem oder eine Frage in den geistigen Hintern kneift, dann setze Dich einfach mal mit dem Rücken an einen Baum, schließe die Augen, spüre Dich und spüre ihn und beginne dann, etwas zu fragen oder versuche, Dich mit ihm zu unterhalten. Die leise Stimme, die Du dann anschließend wahrzunehmen beginnst, hört sich zwar fast genauso an, wie ein kleiner Gedanke aus Deinem Innersten, doch wenn Du genau hinhörst, entdeckst Du den kleinen, aber feinen Unterschied des Ausdrucks: Der Baum spricht zu Dir. Jetzt mußt Du nur noch den Antworten vertrauen und Deine Vernunft für eine Zeitlang abschalten. Es gibt eigentlich kaum etwas, das Bäume nicht wissen, und wenn's der eine nicht weiß, dann vielleicht der andere. Unterschiedliche Bäume (Baumarten) haben ein unterschiedliches Wissen und sind teilweise richtige Fachidioten auf ihrem spezifischen Gebiet. Eine Linde, Birke oder Kirsche kannst Du ausgezeichnet bei Liebesangelegenheiten fragen, wohingegen Eichen dabei meist sehr desinteressiert antworten. Nußbäume und Hollerstrauch spenden gerne Trost, wenn die Trauer zu sehr über einen hereingebrochen ist. Doch dies mögen genügend Tips sein, denn wenn Du Deine Seele offenhältst und nicht immer alles glaubst, was Dir Deine Ratio erzählen will, wirst du genau die Bäume und Sträucher oder bestimmten Plätze finden, die Dir ein Stück auf dem momentanen Weg weiterhelfen können. Du kannst einen guten Rat bekommen, ein kleines Gespräch führen oder auch Deine Kraft mit den Bäumen austauschen; der Phantasie und ihrer Realisierung sind hierbei nur Deine eigenen Grenzen gesetzt. Habe Zeit, verweile und vergiß nicht, den Wesenheiten für ihre Hilfe zu danken.
Die kleinen Wesen und die Milch
Eines Abends bekam ich den Anruf einer Freundin, die sich darüber beklagte, daß seit neuestem ihre WG-Mitbewohner so grantig zu ihr wären und sie absolut nicht mit der neuen Wohnung, die sie sich ein Haus weiter ausgeguckt hatte, zurande kam. Ich gab ihr den Tip, es doch einfach mal mit einem Schälchen Milch bei dem Kleinen Volk zu versuchen, welches bei ihr im WG-Garten wohnte. Die würden dann schon alles Weitere richten. Da sie nun aber in irgendeinem Eso-Buch gelesen hatte, daß man die armen kleinen Wichte auch visuell füttern könnte, sagte sie verblüfft: "Ja, es reicht doch aber auch, wenn ich denen eine Schale Milch im Garten visualisiere." Woraufhin ich meinte: "Also, wenn du gern visualisierte Pizza ißt ..." - Sie tat dann, wie ich ihr geheißen und stellte an zwei aufeinanderfolgenden Abenden für die vom Kleinen Volk ein Schälchen mit Milch in den Garten. Ob es nun die Hauskatze oder tatsächlich die vom Kleinen Volk waren, die ihr dadurch dankten, daß der Krach in der WG aufhörte und sie die langersehnte Wohnung bekam, weiß ich allerdings nicht zu sagen...
Erde und ich
Wenn ich draußen in der Natur bin, stehe ich auf unserer Mutter Erde. Wenn Asphalt oder Beton unter meinen Füßen ist, fällt diese Behauptung zwar etwas schwerer, ändert aber nichts an der Tatsache, daß ich immer noch meine Füße auf diesem Planeten habe. Meine Füße halten also immer Kontakt mit unserer Mutter. Es ist viel darüber geschrieben worden - über Gaia, die Erde sowie die Göttin - und ich möchte all dies hier nicht wiederholen. Doch möchte ich auf zwei Dinge hinweisen: Die Füße sind das am meisten vernachlässigte Körperteil des Menschen, dabei sind sie unsere Antennen für die Erdkraft. Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zwischen der Entwurzelung des deutschen Waldes und der Entwurzelung des Menschen, und dies verleiht dem Spruch: "Mit den fallenden Bäumen fallen die Menschen", eine neue Bedeutung. Dabei kann man seinen Füßen eine ganze Menge Gutes tun, und sei es nur, sie am Abend zu massieren oder ab und an auch einmal barfuß zu laufen. Die Indianer sagen: "Der Mokassin muß schön sein, denn er ist es, der die Erde berührt." Wer seinen Füßen wohlgesonnen ist, steht auch besser im Leben. Die Erde ist immer da, mit all ihren Wesenheiten, und all diese Wesenheiten sind gleichwertig mit uns Menschen. Alles, was wir anfassen können, können wir auch nach seinem Sinn oder seiner Aufgabe hier auf der Erde fragen - wenn wir uns trauen. Natürlich können wir auch Geister fragen, falls wir fähig sind, sie wahrzunehmen, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Wenn Du damit beginnst, die Pflanzen, Steine und Bäume erst einmal als Wesenheiten zu akzeptieren und sie nach bestimmten Dingen zu fragen - wie eben zum Beispiel eine Pflanze danach, welche Heilkräfte sie denn besitzt, - dann wirst Du eine ganze Menge interessanter Dinge erfahren: Du mußt nur hinhören. Das scheint jetzt alles ganz einfach, und Du glaubst wahrscheinlich, daß es das nicht sein kann, doch weit gefehlt! Es ist so einfach. Genauso einfach, wie Du einen Stadtmenschen nach dem Weg fragen kannst. Probier's einfach aus.
Und damit möchte ich für heute mit diesem Thema schließen. Es gäbe noch viel zu sagen und zu erzählen, doch das ist ein andermal dran.
DAS HEISSE EISEN: Naturreligion als Alltagserfahrung
von Vicky Gabriel
Für jeden, der Naturreligion praktisch und ernsthaft ausübt, stellt sich schon sehr bald die Frage, wie das denn im Alltag genau auszusehen hat. Jede der etablierten Religionen fordert von ihren Anhängern nicht nur den regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes oder einer verwandten Form gemeinsamer, ritualisierter Glaubensausübung, sondern legt dem Gläubigen auch die tägliche und eigenverantwortliche Durchführung kleinerer Rituale nahe. In diesen Bereich fallen zum Beispiel das Tischgebet der Christen oder die rituellen Waschungen der Hinduisten. Nun haben es die Anhänger dieser großen und seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden bestens organisierten Religionen natürlich gut: Die entsprechenden Vorgaben existieren schon lange und werden an den neu eintretenden Menschen einfach weitergegeben. Unser allseits bekanntes und leidiges Schicksal ist es jedoch, eben nicht über einen wohlsortierten Katechismus, ein Evangelisches Hausbüchlein oder ähnliche Helfershelfer zu verfügen, die uns das Denken bequemerweise abnehmen und deren Inhalt wir nur noch - im wahrsten Sinne des Wortes - nachbeten müssen. Wer in Mitteleuropa Naturreligion praktiziert, ist aufgefordert, einen großen Teil der religiösen Gesamtzusammenhänge selbst zu erstellen - und die Alltagspraxis macht da keine Ausnahme.
Nun kann man sich natürlich fragen, ob diese Situation eher einen Fluch oder einen Vorteil darstellt. Zunächst einmal mag es unbequem erscheinen, nicht selbstverständlich auf Langerprobtes zurückgreifen zu können; doch andererseits bietet sich dadurch auch die Möglichkeit (wenn nicht sogar die zwingende Notwendigkeit), alte Formen zu überprüfen und gegebenenfalls durch neue, zweckdienlichere zu ersetzen. Wir befinden uns in einer einzigartigen Lage: Ungehemmt von Dogmen, Institutionen und ordinierten Religionsführern ist es uns möglich, das gesamte Konzept Naturreligion zu hinterfragen und in eine für uns heute anwendbare Form zu bringen. Angesichts dieser großartigen Chance sind für mich jede Überlegung und jeder Versuch erlaubt, die dazu führen könnten, Religion wieder zu etwas mit und in dem Menschen Verwurzeltem zu machen.
Wie man aber nun im Einzelnen naturreligiöse Inhalte in das tagtägliche Leben integriert, dazu gibt es nicht allzu viel Information. Die Vorschläge der meisten Bücher und auch der von mir zu dem Thema befragten Freunde erschöpfen sich in folgenden Punkten: Rituale müssen draußen gefeiert werden, ist ja klar - wozu nennt man sich denn schließlich naturreligiös. Aber gerade Rituale stellen ja eben nicht den Alltag eines Heiden dar, sondern eine aus diesem losgelöste Sondersituation. Also schlägt man etwas hilflos vor, "viel draußen zu sein" oder greift in die alte Trickkiste des Kurzrituals. Über ein solches stolpert man immer dann, wenn jemand etwa beim Kochen wieder und wieder den gleichen Vierzeiler singt, in dem irgend etwas von "Göttin" und "Kraft" vorkommt oder - in den extremsten Ausprägungen - bei Menschen, die sich morgens vor dem Anziehen vollen Ernstes vor ihre Kleidung stellen und würdevoll deklamieren: "Dies ist nicht nur meine Hose, sondern es ist der Schutz, den mir Mutter Erde für diese Welt gegeben hat." Nichts dagegen einzuwenden; auch ich stand mal so vor meinen Klamotten, und die Ritualisierung des Alltags ist ja geflügeltes Wort geworden, dennoch erscheinen mir diese Kurzrituale nicht als des Dilemmas Lösung, sondern eher als ein praktikables Werkzeug auf dem Weg dahin. Der Vorteil dabei ist, daß derartige Handlungen helfen, sich auch während des Tages immer wieder bewußt zu machen, welchen Weg man gewählt hat und wo man nun hingehört; der Nachteil besteht in der unleugbaren Tatsache, daß sie offensichtlich nicht geeignet sind, ein dauerhaft verändertes Lebensgefühl herzustellen - sonst würden die meisten Heiden diese Exerzitien nicht nach kurzer Zeit abbrechen. Irgendwann entstehen solche Kurzrituale eh von selbst, nämlich dann, wenn man ein Stadium erreicht hat, in welchem eine dauernde, unterschwellige Verbindung zu allem Lebenden existiert, die derartige Handlungen spontan und eingebunden hervorbringt. Dazu muß man aber eben dieses Stadium erst einmal erreicht haben, und zu diesem Zweck scheint das Kurzritual nur mangelhaft beitragen zu können - es hieße wohl, das Pferd verkehrt herum aufzuzäumen. Da erscheint mir die Meditation schon als zweckdienlicherer Weg - aber das ist ja nichts typisch heidnisches, und wir suchen hier doch nach den ausschließlich der Naturreligion eigenen Wegen, oder? Ähnlich sieht es mit unter Heiden weit verbreiteten Aktivitäten wie der Mülltrennung und der Unterstützung von Umweltorganisationen aus - es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob ich dies tue, weil es zum heidnischen Weg gehört oder weil ich die Not des Planeten am eigenen Leib spüren kann. Das ist dasselbe? Oh nein; im ersten Fall wird das Ganze in regelmäßigen Abständen lästig und deswegen "vergessen", im zweiten Fall jedoch besteht ein tiefes, inneres Bedürfnis dazu, das diese oder andere Handlungen, die man sich gewählt hat, so leicht und einfach macht wie das Atmen. Demzufolge ist es nur logisch, daß viele Heiden in ihrer Ratlosigkeit betreffend dessen, was sie denn nun wirklich von religiös lebenden Menschen anderer Richtungen unterscheidet, zu Äußerlichkeiten greifen. Aber daß ein tolles mittelalterliches Outfit auf der Behörde getragen oder ein teures Schwert kein Kriterium für die spirituelle Reife des jeweiligen Trägers darstellen, haben die meisten von uns ja auch schon mehr oder weniger schmerzlich erfahren müssen.
Wie ist das nun also mit dem religiösen Alltagsbewußtsein - wie entsteht es und worin besteht es überhaupt, speziell bei uns? Um diese Frage beantworten zu können, ist es leider mal wieder nötig, das alte Grundsatzthema "Was ist Naturreligion?" aufs Tapet zu bringen - aber keine Bange, ich verspreche euch, das wird diesmal ein wenig anders geschehen als sonst.
Wenn wir den Anspruch haben, unsere Religion in möglichst jeder Handlung unseres täglichen Lebens zum Ausdruck bringen zu wollen, müssen wir uns eben diese Religion näher ansehen. Auch das ist nicht meine Erfindung. Die bisherigen Ergebnisse der Diskussion sehen ungefähr so aus:
Natürlich unterscheiden wir uns von anderen Glaubensrichtungen zunächst einmal durch Form und Inhalte unserer Rituale. Sie sollten im Freien stattfinden oder doch zumindest die Naturerscheinungen zum Thema haben, beinhalten eine Menge schamanistischer Elemente und sind an die Naturzyklen gebunden. Des weiteren sind unsere Götter Personifikationen unserer natürlichen Umgebung sowie deren Kräfte und keine abstrakten, hinter dem System stehenden Wesenheiten. Ja, und ganz wichtig: Das Ganze beschäftigt sich mit der Welt da draußen außerhalb unseres Wohnzimmers oder Büros. Richtig Naturreligion machen kann man nur im Freien, alles andere stellt bestenfalls eine vorübergehende Notlösung dar. Und da fängt das Problem auch schon an: Wie, bitte, soll ich ein in meinen Alltag eingebundenes spirituelles Bewußtsein der Schöpfung erlangen, wenn sich siebzig Prozent desselben nun mal im verpönten "Drinnen" abspielen? Besteht der einzig gangbare Weg denn tatsächlich darin, seinen Job an den Nagel zu hängen und einer Kommune auf dem Land beizutreten? Sind das die Vorzeige-Heiden? Was denn aber, wenn ich in meinem Beruf auch gleichzeitig meine Berufung gefunden habe, obwohl er sich in einer Arztpraxis mitten in der Stadt abspielt? Spirituelle Wege sind dafür da, mir zu helfen, ein meinem wahren inneren Wesen entsprechendes Leben zu kreieren. Wenn es mir ein solcher Weg unmöglich macht, alle Seiten meines Ichs zu erfahren und zu erleben, ist er entweder kein spiritueller Pfad oder wird gründlich mißverstanden.
Viele von uns geraten aber immer wieder in genau diesen Konflikt. Sie arbeiten tagsüber am Computer und fahren am Wochenende in den Wald zum Ritual; sie erleben ihre Naturreligiosität als deutlich abgespalten von ihrer Lebensweise und ihrem Wohnort. Ihr Dilemma entsteht dadurch, daß Heidentum an Äußerlichkeiten festgemacht wird, an einer bestimmten Kleidung, an ihrer Tätigkeit, ihrem Wohnort oder daran, ob sie im Katastrophenfall "Oh mein Gott" oder "Oh gute Göttin" stöhnen. Ich persönlich halte diese Abspaltung der Natur von städtischen Umgebungen und des Heidentums von Fabrik, Büro und Verkaufsraum für völlig sinnlos, auch wenns vor zweitausend Jahren - vielleicht - so gehandhabt wurde. Aber die hatten damals auch gut naturreligiös sein: Wenn so ein Kelte morgens aus seinem Bett aufstand und mehr als drei Schritte durch sein Rundhaus machte, stand er bereits im Freien! Wenn unser edler Germane zur Arbeit ging, hieß das zwangsläufig raus aus der Hütte und rein in den Wald oder auf den Acker! So sehr mir die Erforschung von Lebensweise und Spiritualität unserer Vorbildvölker am Herzen liegt - eines müßte mittlerweile klar sein: Auf die berühmten "alten Traditionen" ist nur bedingt Verlaß. Sie wurden von einer Gesellschaft geschaffen, die völlig andere Grundlebensbedingungen hatte als wir heute; und es will nicht in meinen Schädel hinein, daß die Lösung dieses Problems ausgerechnet darin bestehen solle, zu einer Kultur- und Lebensform zurückzukehren, die wir schon mal hatten und schon einmal verändert haben. Vielleicht nicht gänzlich zum Guten, aber auf jeden Fall entsprechend unserer eigenen Entwicklung. Wir sind völlig anders als die Menschen damals - warum also sollte ihr Religionskonzept auf uns heute übertragbar sein? Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, daß das Weitertragen und damit Sichern der Traditionen auf verborgenem Weg über Hunderte von Jahren durch extrem kleine Gruppen diesen Religionen ermöglicht hat, sich mit uns - mit der großen Masse Mensch in Mitteleuropa - mit zu entwickeln und sich uns anzupassen. Diese Arbeit müssen wir nun leisten; es ist unsere Aufgabe, eine Form der Naturreligion zu schaffen, die unserem heutigen Entwicklungsstadium sowie unserer Lebensweise angepaßt ist. Ich meine damit keine Form, die Überstädterung und Naturentfremdung gutheißt, denn dann wäre es ja keine Naturreligion mehr, sondern eine solche, die unsere jetzigen Bedingungen und Bedürfnisse als Ausgangspunkt akzeptiert und innerhalb der Grenzen dieses Ausgangspunktes bereits funktionsfähig ist - und nicht erst außerhalb davon. Sonst verändern wir das "Innerhalb" nämlich nie. Dies würde als erstes bedeuten, auch Orte, die von Wald und Flur abgetrennt sind, als Orte zu begreifen, an welchen Naturreligion praktiziert werden kann, was auch gar nicht so schwer fallen sollte, wenn wir uns einmal bewußt machen, wie sehr wir den Begriff "Natur" in der gebräuchlichen Definition einschränken: Natur gibt es auch in der Großstadt und im Büro. Auch dort fällt ein Apfel zu Boden, wenn man ihn losläßt; auch dort wirken die Naturgesetze und wehen Winde. Wir nehmen die Natur in der Stadt lediglich etwas abstrakter wahr, was vielleicht ein Anlaß wäre, dementsprechend abstraktere Formen des Heidentums zu schaffen und zuzulassen. Jedes Gebäude erzeugt aufgrund seiner Struktur im Raum ein bestimmtes Energiefeld; wenn ich in der Lage bin, dessen Auswirkungen auf die Umgebung zu spüren, bin ich vom Prinzip her ebenfalls fähig, die eines Baumfeldes wahrzunehmen. Es besteht kein wirklicher Unterschied zwischen "Draußen" und "Drinnen"; an beiden Orten wirken dieselben Kräfte und manifestiert sich derselbe schöpferische Geist. Bei Starhawk liest man, die ganze Welt, der gesamte Planet sei die Verkörperung der Göttin. Wenn das gilt, müssen auch Städte dazugehören, dann sind wir niemals außerhalb der natürlichen Schöpfung, da es kein "Außerhalb" gibt.
Das hat natürlich Konsequenzen. Es bedeutet nämlich, daß ein Mensch, der in Frankfurt in einem Bankenturm am Computer sitzt, keineswegs durch seine Umgebung daran gehindert wird, ein naturreligiöses Alltagsempfinden zu entwickeln, sondern durch seine Einstellung dazu; einfach, weil ihm die klassische Herangehensweise wenig Gedanken und Ansatzpunkte hierfür bietet.
Also, denken wir neue, unserer Lebensweise angemessene Gedanken.
Was wäre denn, wenn nun unsere Sichtweise der Götter - getreu von den Ahnen übernommen - ebensowenig in unser Dasein transportierbar wäre wie die religiösen Formen? Es ist leicht nachzuvollziehen, daß ein Volk, das praktisch vollständig im Freien existierte, die Götter in menschlichen und Naturerscheinungsformen personifizierte. Wenn das Gewaltigste, was einem so täglich begegnen kann, ein ordentliches Donnerwetter ist, scheint es nur logisch, dieses als die Erscheinungsform eines mächtigen Gottes zu betrachten. Doch heute beeindruckt uns ein Unwetter nur noch mäßig; und auch wenn dies seinen Grund in der Entfremdung des Menschen von der Natur mittels fester Häuser und Blitzableiter hat, sehe ich keinen Grund dafür, auf diese zu verzichten, um Thor zu erfahren. Es geht vielmehr darum, zu begreifen, daß Thor auch für die damaligen Menschen nur eine Manifestation im Gewitter fand, aber nicht das Gewitter war. Was hindert uns also daran, nach dem Grundprinzip zu suchen, das er ursprünglich repräsentiert, und diesem Prinzip entsprechende und auf uns so machtvoll wirkende Äußerungen der Welt als heutige Manifestationen seiner Person zu begreifen?
Auch auf die Gefahr hin, daß ihr mich jetzt zerreißt: Die Götter von damals sind out. Sie haben nichts mehr mit uns heute zu tun; und wir versuchen größtenteils noch immer, im zwanzigsten Jahrhundert Naturreligion auf dem Niveau des Zeitrechnungsbeginns zu leben. Das ist keineswegs die Schuld der Götter - nur, wie soll sich bitte jemand als machtvoll offenbaren, wenn er heutzutage im Frühlingssturm anstatt im Hochspannungswerk gesucht wird? Die Götter sind modern geworden, es hat nur von uns noch kaum einer gemerkt! Mit all unseren mittelalterlichen Gewandungen und Edelsteinen um den Hals benehmen wir uns wie jemand, der mit einer Kuh in den Supermarkt geht und sich fürchterlich wundert, warum ihm niemand dafür sechs Kisten Bier geben will.
Wie aber könnten die Götter nun aussehen, nachdem sie zwei Jahrtausende Zeit hatten, sich ebenso zu verändern wie wir? Vor allem nach keltischem und noch viel deutlicher nach germanisch-nordischem Bild sind die Götter in ihrer Existenz nämlich keineswegs von unserem Glauben an sie abhängig, sondern stellen eine eigene Gattung von Wesenheiten dar, die neben uns lebt und mit uns interagiert. So wäre es für mich unlogisch, anzunehmen, sie wären zum Zeitpunkt der Christianisierung einfach verschwunden, weil kaum jemand mehr an sie glaubte, oder sie hätten sich eineinhalb bis zwei Jahrtausende lang abseits gesetzt, um däumchendrehend darauf zu warten, daß wir sie wieder vermehrt registrieren. Nun, ich kanns euch auch nicht sagen. Ich weiß lediglich, daß meine Versuche, an einem Lagerfeuer in Ehrfurcht vor Lokis Kraft zu erschauern, selten von Erfolg gekrönt waren - selbst dann nicht, wenn ich mir das Holz mühevoll selbst zusammengesucht und es ohne Feuerzeug und Grillanzünder entfacht hatte. Es hing einfach zu wenig davon ab; auch wenn es nicht funktioniert hätte, wäre ich schimpfend, aber lässig aufgestanden und zu meinem Haus gegangen, wo die Heizung lief. Und wiederum: Wenn der einzige Weg, Loki zu begegnen, darin besteht, mich zu verhalten wie jemand, der ihn vor langer Zeit gesucht hat, kann diese Religionsform nichts für mich und mein Leben im Hier und Jetzt sein. Spiritualität soll mir ermöglichen, mein normales Leben erfüllt zu gestalten; so sind schwertgegürtete Feiern am Lagerfeuer zwar ein wunderschönes und wesentliches Element meiner Spiritualität, sie können aber immer nur einen Teil davon darstellen! Als ich letztes Jahr (zum Glück aus großer Entfernung) Zeugin eines Unfalls im Umspannwerk wurde, hatte ich da ganz andere Erlebnisse. Von dem irrsinnig hellen und langen Lichtbogen, der wie rasend zwischen zwei Transformatoren hin und her tanzte und dabei einen Lärm veranstaltete, den man noch einen Kilometer entfernt als ohrenbetäubend empfand, bekam ich sehr deutlich zu spüren, welchen Einfluß Elektrizität auf mein Leben hat, als daraufhin mitten im Winter vierundzwanzig Stunden lang jede, aber auch wirklich jede Sache ausfiel, die mit Strom zu tun hat!
Elektrizität ist aber keine Erfindung der Menschen. Der Trick mit dem Aneinanderreiben zweier Materialien hat schon funktioniert, bevor es uns gab, und Blitz und Zitteraal haben wir auch nicht gepachtet. Ich denke, hier findet sich ein brauchbarer Ansatz für einen zeitgemäßen Umgang mit den alten Göttern: Schon immer haben sie offensichtlich Naturgesetze repräsentiert; die Menschen ordneten ihnen lediglich die Form zu, in welcher sie das jeweilige Naturgesetz am deutlichsten zu spüren bekamen. Wenn ich von diesem zunächst einmal eher abstrakten Ansatzpunkt ausgehe, befinde ich mich in einer Welt, deren Götter die grundlegenden Funktionsprinzipien derselben sind. Die Schwerkraft als Gott? Warum nicht - irgendwie vermittelt mir der Gedanke, Naturgesetze seien keine toten und rein funktionellen Prinzipien, sondern lebende, mit mir interagierende Wesenheiten, Geborgenheit. Eigentlich ist das der Inbegriff des Pantheismus. Dann hat Starhawk doch recht!
Wenn ich also dem Element Feuer ebenso in einer Straßenbahn (und Loki, wenn sie nicht funktioniert) wie in einem Waldbrand begegnen kann, wenn es mir möglich ist, Odin ebenso bei einer alleinstehenden Eibe auf einem windigen Hügel wie in einer Bankzentrale zu erleben, dann gibt es keine Aufspaltung zwischen Alltag und Ritual, zwischen "Drinnen" und "Draußen" mehr - dann ist diese Religion wirklich ganzheitlich und kann dementsprechend alle Teile meiner Persönlichkeit zu jeder Zeit berühren.
Dabei wird zwangsläufig eine Form naturreligiöser Spiritualität herauskommen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, die sich vielleicht mehr auf Handlungen denn auf äußerliche Veränderungen stützt und die keinerlei Reglementierung mehr unterliegt, da sie erst geschaffen werden muß. Und zwar von jeden Einzelnen in seinem persönlichen Leben auf seine spezielle Weise. Dann kann niemand mehr entscheiden, was ein anderer zu tun habe und der beste Weg für ihn sei; alles, was uns dann noch zur Verfügung steht, ist der gleichberechtigte Erfahrungs- und Ideenaustausch, verbunden mit der Verpflichtung, ständig eigenverantwortlich an seiner Persönlichkeit und der Verbindung zu den Göttern zu arbeiten. Die Zeit der religiösen Führer wäre damit vorbei; vielmehr sind unter diesen Umständen Begleiter gefragt, die sich gemeinsam mit einem aufmachen, um eine neue Form von Naturreligion zu entwickeln, die wirklich etwas mit unserem Leben hier und heute zu tun hat.
Die Art, wie wir Naturreligion leben, mag meiner Ansicht nach veraltet sein - die Götter jedoch sind es ganz gewiß nicht und warten nur darauf, endlich in angemessener Weise angesprochen zu werden.